1900

Aus der amtlichen Oberamtsbeschreibung

Pfarrdorf, Gemeinde III. Klasse mit 7 Gemeinderäten

371 Einwohner, nämlich 359 Kath., 4 Evang., Filialisten von Rottenburg, 8 v. and. Bekenntn. Markung: 362 ha in 2570 Parzellen. Gebäude (1898): 95 Haupt- und 59 Nebengebäude. -

Liegt 467 m ü d. M., 9,4 km südwestlich von Rottenburg. Nachbarschaftsstraßen nach Schwalldorf 2,6; Hirrlingen 2,2; Wachendorf 3,5 km.

Die Hochfläche zwischen Starzel und Katzbach zeigt an ihrem westlichen Rande gegen das Starzelthal eine Einbuchtung, durch die ein Fahrweg ins Thal zur Burgmühle und auf der andern Seite hinauf nach Wachendorf führt. An ihrem obern Rande liegt, warm an den nach Süden geneigten Hang hingebaut, das kleine Dorf. Nach Osten und Norden ist der Blick durch das Elbenloch und die sich hochaufwölbende Schwalldorfer Hochmark nach Westen durch die jenseitige höhere Thalwand so ziemlich auf die Dorfmarkung beschränkt. So liegt das Dörfchen einsam und abgeschieden; nur nach Süden gegen den Rammert und die Alb hin ist der Ausblick weit offen. Das Dorf besteht in der Hauptsache aus einer Straße, die, von Hirrlingen genau nördlich nach Schwalldorf ziehend, im Dorfe fortwährend bergauf einen weiten Bogen nach Westen macht. Am Südrande sind in einem Seitengässchen eine Reihe kleiner Häuser fürwitzig am Steilrand des Starzelthals hinausgebaut. Die mit der Langseite an der Straße stehenden Häuser sind meistens klein, machen aber mit den blau eingefassten halbrunden Thüreingängen einen sauberen Eindruck. Der im Jahre 1772 von vier Erbpächtern gebaute Alpirsbacher Hof wurde im Laufe der Zeit zerstückelt.

Die Kirche zum h. Vitus wurde 1770 um 1100 fl. im Rohbau auf Kosten der Gemeinde aufgeführt. Einfacher Rokokobau mit weitem, lichtem Chor; Deckengemälde von Gabriel Ignaz Thum; moderne Pieta; im Schiff ein Votivbild mit der Inschrift: Anno 1633 Gott zu Ehr hab ich Martin Bek Schultheiß dieses Kreuz daher machen lassen, dieweil mein Sohn Hansjörg Bek ist am Fastnacht Montag am Abend durch schwedische Reiter erschlagen worden, auch Martin Bek erschossen worden. Auf dem Bilde Christus am Kreuz, Martin Beck seinen sterbenden Sohn in den Armen, drei Thöchter und eine erwachsene Person: die Frauen wegen ihrer Tracht, rote Röcke, weiße Schürzen und große weiße spanische Halskrausen, beachtenswert.

Die Glocken sind neu. Im obern Theil des Orts das Pfarrhaus (Baulast: eigener Baufonds); hier steht auch in beherrschender Lage das Schloß, Eigenthum der Familie Wagner von Frommenhausen, ein anspruchloser Bau.

Durch vier laufende und vier Pumpbrunnnen der Gemeinde und 17 Privatbrunnen ist das Dorf auch in trockenen Jahren mit Wasser gut versorgt; einige der Brunnen haben noch nie versagt.

Vom Rande der gegen das Starzelthal senkrecht abfallenden Felsen südlich vom Dorf genießt man einen herrlichen Ausblick auf das idyllische Starzelthal und auf die Alb. Schön ist auch der Blick auf das hochgelegene Dorf, wenn man unten im Wiesengrund bei der zu Wachendorf gehörigen Burgmühle steht.

Haupterwerbszweig der Einwohner ist die Landwirtschaft, welcher mehr als 8/10 der Markung gewidmet sind. Der Boden ist fruchtbar, die Besitzverteilung eine nicht ungünstige: 3 größere, 19 mittlere, 39 kleinbäuerliche und 13 Zwergbetriebe; in 28 Haushaltungen findet neben Landwirtschaft zugleich Gewerbebetrieb statt. 86% der landwirtschaftlichen Fläche ist Ackerland, nur 11% Wiesenland; doch hat sich der Wiesenbau seit den letzten 10 Jahren ausgedehnt. Auf dem Ackerfeld werden Getreide, Hack- und Futterfrüchte gebaut; nicht unbeträchtlich ist der Anbau von Reps und Hopfen, die wie auch die Gerste und ein Theil des Dinkels nach auswärts abgesetzt werden. Der Obstbau ist in Zunahme, die nicht bedeutende Fischerei in der Starzel gehört teils den Freiherrn von Ow, Wachendorf, teils der Familie Wagner von Frommenhausen. Rindvieh und Schweine werden viel zum Verkauf gemästet. - Von Gewerben finden sich nur die ortsüblichen: zwei Gast- und eine Schankwirtschaft. Vereine: ein Gesangverein.

Altertümer. Im Zankwald sind Grabhügel und Hochäcker. Reihengräber sollen gegen Schwalldorf ca. 1820 gefunden worden sein. Vergl. I 468. 473. 540.

Frommenhausen 1) (Frumhausen, Frumanhusen) kommt vielleicht von einem Personennamen Frumino? her oder von Frum und bedeutet inletzterem Falle einen Ort, wo Dienstleute gegen frum d.h. Nutznießung eines bestimmten Stückes dienen, oder aber ist, wie frumpach, frumholz durch den »alten Bach«, »alten Wald« so frumhusen durch »alten Hausen« zu erklären.

Zum erstenmale wird der Ort 1258 genannt, indem in diesem Jahre C. der Maier von Frommenhausen als Zeuge in einer Urkunde des Kl. Alpirsbach auftritt. Aus dem Umstand, dass dieses Kloster schon vor 1258 einen Hof bzw. einen halben Hof - die andere Hälfte kaufte es 1468 - hier mit einem eigenen Maier hatte, darf vielleicht der Schluß gezogen werden, dass Frommenhausen oder wenigstens ein Teil desselben der Haigerlocher Linie der Zollern zugehört habe und dass dieser Hof durch Albert (I.) von Zollern 1095 - 1101, Mitstifter des Kl. Alpirsbach, oder dessen Nachkommen an dasselbe gekommen sei. 1331 erscheint Hugo (I.) von Hohenberg als Herr von Frommenhausen, welcher wegen eines dortigen Gutes zwischen der Schneiderin von Ow, Bürgerin zu Rottenburg, und Graf Waltern von Geroldseck urteilt. In der Folge teilt der Ort die Schicksale der Grafschaft Hohenberg. 1385 verpfändet Graf Rudolf (III.) unter anderm auch Frommenhausen an Conz Böcklin genannt Höppeler. 1400 giebt Herzog Leopold der Dicke von Oesterreich seine Zustimmung dazu, dass der Graf dieses Pfand wieder einlöst.

Die Grafen von Hohenberg bezw. die Herzöge von Oesterreich hatten hier, wie in den anderen hohenbergischen Orten, Stab, Geleit, Oberherrlichkeit, Gebot, Verbot, hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Frevel, Strafen und Bußen. Außer den gewöhnlichen Frondiensten mussten die Einwohner des Orts z.B. Baumaterialien auf das Schloß und zu den herrschaftlichen Mühlen und Gebäuden in Rottenburg führen. Wer nicht Roß und Wagen hatte, war verpflichtet zum Hauen des herrschaftlichen Holzes auf dem Rammert und in anderen Herrschaftswäldern und Hölzern. Die zu Frommenhausen mussten auch das Oehmd auf der Herrschaftswiese zu Dettingen nach Rottenburg führen. Als jährliche Steuer gaben die von Frommenhausen der Herrschaft 15 Pfund Heller, doch konnten die letztere die Höhe der Summe mehren oder mindern. Weiter hatten sie jährlich 12 Malter Haber und 3 Malter, 4 Viertel Roggen, genannt Wachtroggen, an den Marschall abzuliefern.

Die niedere Gerichtsbarkeit der von Wagnerschen Familie. Im Jahre 1570 entlehnte Erzherzog Ferdinand von Burkart Frauenfelder, Bürger und Goldschmid zu Freiburg i. Br., 1500 fl. Die Forderung ging an die aus Solothurn stammende Familie des 1605 daselbst geborenen Dr. juris Joh. Wagner über, dessen Ehefrau Maria Magdalena Mollin Tochter oder Enkelin des Professor Dr. iuris Andreas Moll in Freiburg i. Br. war. Weil nun Erzherzog Ferdinand Carl die Schuld nicht zurückbezahlen konnte, so verlieh er dafür dem genannten Wagner, den er 1648 als Rat angenommen hatte und welcher Hauptmannschaftsverwalter in Rottenburg war, die niedere Gerichtsbarkeit mit Freveln, Strafen, Bußen, gewöhnlichen Frondiensten und andern der niedergerichtlichen Jurisdiktion zugehörigen Herrenschuldigkeiten in Frommenhausen 2). Da derselbe vor Empfang des Lehensbriefes und vor geleistetem Eide starb, erhielt 1656 sein Sohn Joh. Rudolf Wagner, Landschreiber in Rottenburg, jenes Recht für sich und seine Brüder Joh. Ignaz und Franz Joseph vom Erzherzog als Mannlehen, welches 1664, 1684, 1706, 1712, 1741, 1765, 1781, 1791 und 1794 für die Wagnersche Familie bestätigt wurde.

Joh. Rudolf kaufte 1650 von dem Marschall Sebastian Wilhl. Schorer dessen Hof in Frommenhausen um 1000 fl. und 1654 vom Spital in Rottenburg den dortigen Spitalhof um 1180 fl. Er war verehelicht mit Katharina Hasenfelder aus Rottenburg, die ihm ein Haus in letzterer Stadt beibrachte, welches sofort verkauft und in eine Wirtschaft, den noch bestehenden Römischen Kaiser, umgewandelt wurde. Da er 1684 kinderlos verstarb, so folgte ihm als Lehensträger sein Bruder Franz Joseph, der mit einer Auer von Gugenberg aus Augsburg verheiratet war. Diesen beerbte sein Sohn Dionys 1737. Auf Dionys folgte 1765 dessen Sohn Ludwig Benignus, großherzoglich badischer Obervogt zu Baden. Er und seine rechtmäßigen ehelichen Leibeserben beiderlei Geschlechts wurden von K. Friedrich 1807 in den Adels- und Ritterstand erhoben 3).
Auf Ludwig Benignus folgte 1817 dessen Sohn Karl Anton Fidelis, der sich 1822 mit Maria Franziska Anselmina Epplen von Hertenstein vermählte und 1833 das jetzige Schloß in Frommenhausen erbaute 4). Als Oberst und Hofjägermeister a.D. wurde er nebst seinen ehelichen Nachkommen im Jahre 1845 von K. Wilhelm in den Freiherrnstand erhoben. Sein Nachfolger war 1864 sein Sohn Rudolf Franz Joseph Fidel 5), 1869 Generalleutnant, 1868 - 1870 Kriegsminister, 1871 - 1874 Reichstagsabgeordneter. Da er 1891 unverheiratet starb, so erlosch mit ihm die freiherrlich von Wagnersche Familie. Sein Vetter Generalmajor a.D. Ludwig von Wagner 6), Sohn des Franz von Wagner, zweiten Sohnes des Ludwig Benignus Fidel und somit jüngeren Bruders des Karl Anton Fidelis, trat in den Besitz des Rittergutes Frommenhausen ein, das 1895 zu einem unveräußerlichen Fideikommiß erhoben wurde.

Erwähnung verdient: 1411 entschieden Benz Herter und die Richter zu Rottenburg einen Streit zwischen Hans von Ow zu Wachendorf und der Gebaurschaft des Dorfes Frommenhausen dahin, dass die von Wachendorf das Recht haben, ihr Vieh auf die Wiesen über die Starzel zu treiben. »1514 auf den Tag vincula Petri bei hellem hohem Tage hatten Jos Stähelin und Bartlin Vollmar von Frommenhausen in der Starzel gefischt und Kübel voll Fische gefangen. Marquard von Ow zu Wachendorf verklagte sie deshalb vor dem Stadtgericht zu Rottenburg. Dieses entschied dahin, dass alle Einwohner von Frommenhausen wohl Macht haben, ein Essen Fisch und so viel jeder desselben Tags mit seinem Hausgesind braucht, in der Starzel, so die groß ist und über die Gestade geht, zu fangen.« - 1491 bestimmt Balthasar von Bühl, Statthalter der Herrschaft Hohenberg, dass Schwalldorf und Frommenhausen in der Mühle zu Bieringen zu gärben und zu mahlen hätten, nämlich was sie selbst bauen und im Umkreis von einer halben Meile Wegs kaufen, bei Pön von 1 Imi Kernen für den Müller und 3 Pfund Heller für die Herrschaft«.
1560 verkauft Jakob Laib in Schwalldorf an Frau Fortuna Stickel, Witwe des Dr. Kalt zu Rottenburg, seinen 60 ¾ Jauchert großen Hof zu Frommenhausen um 1000 fl. Basler Währung und 1561 an dieselbe sein in Frommenhausen gelegenes Lehen, Berslehen genannt, bestehend in 15 Jauchert Aecker und 1 Mannsmad Wiese. 1567 veräußern die Gebrüder Jakob Kalt, Dr. iur. und Kammergerichtsadvokat zu Speier, und Georg Kalt im Wannenthal bei Balingen nach dem Tod ihrer Mutter, Fortuna Stickel, den genannten Hof und das Lehen um 1690 fl. an den Rottenburger Spital, welcher es, wie erwähnt, 1654 dem Dr. Wagner überließ. 1680 aber verkauft Katharina Wagner, Witwe des Landschreibers Joh. Rudolf Wagner, den Spitalhof und eine Hofstatt, genannt Kalthäusle, an Andreas Hallmayer, Salzmann und Bürger in Schwalldorf um 2400 fl. Letzterer zog nach Frommenhausen und erhielt 1718 von dem Erblandvogt Konstantin von Ulm einen Handelspaß: er darf Salz verkaufen in allen nieder- und oberhohenbergischen Städten und Flecken.
1510 machte Jakob Beuter von Frommenhausen eine Wallfahrt nach St. Jago di Compostela in Spanien. Sein Grabstein wurde 1887 auf dem Kirchhofe in Hirrlingen aufgefunden. Er trägt folgende Inschrift: »Als man zahlt 1562 am 5. Mai starb der ehrbare Jacob Beuter von Frommenhausen, dem Gott gnädig sein wölle. Im Jar 1510 ist der obgemeldt gen St. Jacob gezogen.« Unter dieser Inschrift findet sich eine Pflugschar.

Im Verlaufe des 30jährigen Krieges erlitt Frommenhausen einen Schaden von 13950 fl.

Früher soll hier nach der alten Oberamtsbeschreibung das altadelige Geschlecht derer von Hallmayer bestanden haben, von welchen Jakob 1526 ff. und Hans Jörg 1570 ff. Schultheiße zu Rottenburg waren (s. S. 46).

Was auswärtigen geistlichen Besitz dahier betrifft, so ist zu nennen: Das Kloster Alpirsbach, das wie gesagt, schon vor 1258 einen halben Hof allda besaß und dessen andere Hälfte 1468 erwarb. 1297 verkauft Abt Joh. von Alpirsbach an Albert, seinen Maier in Frommenhausen, eine jährliche Gült von 6 Malter Kornweizen aus Gütern daselbst um 20 Pfund Heller. 1468 belehnt Abt Andreas von Alpirsbach den Kaspar Wend, Bürger in Rottenburg, mit des Klosters halben Hof zu Frommenhausen. Die Maier mussten nach Niederhofen bei Gruol, wo Alpirsbach einen eigenen Hof hatte, zum Dinggericht gehen. Die Abgaben hatten sie in die Alpirsbacher Klosterpflege nach Haigerloch zu führen. Sie waren jährlich zu einer Herberge verpflichtet, d.h. wenn ein Abt zu Alpirsbach als Gutsherr oder ein verordneter Anwalt im Jahre einmal mit 5 Pferden ungefähr zu Frommenhausen ankommen, so sind die Träger des gedachten Hofes schuldig, diese mit Essen und Trinken und Fütterung auszuhalten. Sie mögen auch einen Priester oder Edelmann, auch ob ihnen sonsten ein ehrbarer Mann auf dem Wege begegnet, zu sich laden und mitnehmen. Kloster Wittichen, welches von 1353 - 1804 fast ausschließlich den hiesigen Großzehnten genoß. Derselbe nebst dem Patronatsrecht der Pfarrkirche zu Hirrlingen war ihm von Hermann von Ow 1353 zu einem Seelgeräte übergeben worden. 1366 verkaufen Conz Bock zu Frommenhausen mit Zustimmung des Hermann von Ow eine Hofstatt daselbst an das Kloster gegen jährliche 5 Schilling Heller, 1443 Walburg Auberlin, Witwe des Wenden sel., Benz Distel u.a., Pfleger der Wendschen Kinder an Konrad Stahler und Benz Mayger, Schaffner des Klosters, der genannten Kinder Scheuer zu Frommenhausen um 25 Pfund ital. Heller. Das Kloster reichte seinen hiesigen Zehntpflichtigen alljährlich um die Erntezeit einen Zehntkuchen. Mit der Säkularisation von 1803 kam dasselbe und damit der Großzehnt in Frommenhausen an den Fürsten von Fürstenberg, der ihn 1810 an den badischen Hofrat und Obervogt zu Baden Ludwig von Wagner und dieser hinwiederum 1811 an Württemberg verkaufte. Das Kloster Reuthin besaß hier ein Lehen, in zwei Teile abgeteilt, wovon der erste das Gruolener Gut, der andere das Zugsche Lehen genannt wurde. Den Gruolener Hof besaß 1447 Ulrich Boller und Haug der Schweinler. Das Dominikanerinnenkloster Gruol kaufte 1520 einen hiesigen Hof von Hanns Beck von da, welchen dieser 1513 von Konrad Distel aus Rottenburg gekauft hatte. Gefälle hatten in Frommenhausen: die Frauenklöster in Hirrlingen und Rangendingen, Stift St. Moriz und die obere Klause zu Ehingen, die Heiligenpflegen zu Hirrlingen und Bieringen.

Zur Kirchengeschichte ist folgendes zu berichten. Der Ort war in früherer Zeit nach Hirrlingen eingepfarrt. Im Jahre 1399 erteilen Graf Rudolf (VI.) von Hohenberg, Hauptmann der Herrschaft Hohenberg, das Kl. Wittichen, als Besitzer des hiesigen Großzehntens (vergl. oben) und des Patronatsrechts der Pfarrkirche zu Hirrlingen, sowie der Pfarrer Konrad Hagen letztern Orts der Gemeinde Frommenhausen die Erlaubnis, hier eine Kapelle zu bauen, welche mit aller Zugehörde letzterer Pfarrkirche inkorporiert und in der Ehre uns. l. Frau und »andern Heiligen« geweiht wurde. In der neuen Kapelle scheint nun anfangs von Hirrlingen aus Messe gelesen worden zu sein. Im Jahr 1427 jedoch verkaufen Dietz Bronber von Hechingen und seine Hausfrau Greth Sülcherin unter Vermittlung der beiden hiesigen Heiligenpfleger alle ihre Rechte an dem Gut zu Weiler vorm Röthenberg um 35 Pfund ein. fl. zu Stiftung einer ewigen Messe in diese Kapelle. Zu Gründung und Dotierung einer eigenen Kaplanei schreiten Schultheiß Johannes Wend und die ganze Bürgerschaft im Jahre 1428. Dieser bleibt das Nominationsrecht, dem Kl. Wittichen das Präsentationsrecht vorbehalten; der Kaplan darf keine Solemnität, Benediktion oder Zeremonie außer der sonntäglichen Wasserweihe vornehmen; auch hat er an allen Festtagen, nachdem er zu Frommenhausen celebriert, zur pflichtigen Stunde in Hirrlingen zu erscheinen und dem Pfarrer im Celebrieren durch Singen und Lesen Beihilfe zu leisten. Noch im gleichen Jahre erfolgte die Bestätigungsurkunde des Bischofs Otto von Konstanz. 1428 stiftet Jodok Stölzle, Kaplan in Hirrlingen, zu Errichtung eines ewigen Lichtes und zu Erhaltung eines Jahrtages in der Kapelle zu Frommenhausen 350 Pfund Heller.

Die oben genannte Schenkung des Hermann von Ow an das Kl. Wittichen v. J. 1353 veranlaßte in der Folge große und langwierige Streitigkeiten zwischen den Herrn von Ow und dem genannten Kloster. Georg von Ow zu Hirrlingen († 1575) und nach dessen Ableben seine zwei Söhne Vollmar († 1588) und Philipp († 1582) hatten »wegen des Kirchensatzes und der Kollatur oder Lehenschaft der Pfarrei und Kaplaneien zu Hirrlingen und Frommenhausen mit dem Gotteshaus Wittichen allerlei und vornehmliche diese Spän und Irrungen, dass die von Ow in Kraft des von dem berührten Gotteshaus inhabenden Reversbriefes meinten, es sei ihnen solcher Kirchensatz und Lehenschaft mit allen anhangenden Rechten und Gerechtigkeiten anheimgefallen«. Die Kastenvogtei des Kl. Wittichen nämlich, welche zuerst den Herrn von Geroldseck (Sulz) zustand, ging durch Erbschaft 1499 an Graf Wolfgang (I.) von Fürstenberg über. Graf Wilhelm, welcher 1540 zur neuen Lehre übergetreten war, suchte die letztere auf alle mögliche Weise auch im Kl. Wittichen einzuführen. 1557 war dasselbe bis auf die Aebtissin Agnes Brenner ganz entvölkert. Diese traurige Lage des verwaisten Klosters benützte Georg von Ow zu Hirrlingen, um ihm die von seinem Altvordern gemachte Stiftung wieder zu entziehen. Es kam zunächst zu einen Prozeß vor dem geistlichen Gericht zu Konstanz. Hernach wurden Tagfahrten zu Tuttlingen 1575 und zu Rottweil 1581 gehalten. Zu der letzteren erschien Vollmar von Ow zu Hirrlingen für sich und im Namen seines Bruders Philipp zugleich mit Adam von Themar zu Schadenweiler, während Wittichen sich durch drei Abgeordnete vertreten ließ. Man einigte sich dahin, dass letzteres denen von Owden Kirchensatz und das jus patronatus der Pfarrei und Frühmeß zu Hirrlingen, auch der Kaplaneipfründe zu Frommenhausen mit allen Gefällen und Einkommen, wie solche ein Pfarrer und Frühmesser zu ihrer Unterhaltung bisher gehabt und genossen, und dazu den Weinzehnten zu Hirrlingen einräumen, zustellen und übergeben solle. Dagegen sollen die von Ow die Pfarrei und Frühmesse zu Hirrlingen jederzeit mit tauglichen Priestern besetzen, durch welche die Kirchen zu Hirrlingen und Frommenhausen fundationsgemäß und zugleich nach den Satz- und Ordnungen der wahren alten katholischen Kirche versehen werden 7). Sie übernehmen aus den obengenannten Gefällen und Einkommen die Besoldung und den Unterhalt der Pfarrer und Kapläne, auch die Baupflicht der Pfarr- und Kaplaneihäuser zu Hirrlingen und Frommenhausen. Das Kl. Wittichen bezahlt den Herrn von Ow für den Bau und die Unterhaltungskosten der Pfarr- und Kaplaneihäuser auf einmal und für alleweg 200 fl.

Seit die Herrn von Ow zu Hirrlingen die Baupflicht am Kaplaneihaus in Frommenhausen übernommen hatten, also vom Jahre 1581 an, blieb die Kaplanei unbesetzt bis zum Jahre 1710. Als mit dem Tod des Marquardt Alexander von Ow diese Owsche Linie 1709 erlosch, benützte die Gemeinde Frommenhausen diesen Anlaß und forderte 1710 einen eigenen Geistlichen, Separation von Hirrlingen und Herstellung des Kaplaneihauses. 1770 wurde die jetzige Pfarrkirche erbaut und 1772 durch Augustin Hornstein, Generalvikar von Konstanz, eingeweiht. 1796 wurde die Kaplanei zu einer Lokalkuratkaplanei erhoben. Erster Kuratkaplan war Joseph Anton von Kreysern. Der Kaplan ist zu Ausübung aller actus parochiales berechtigt und verpflichtet. 1819 wurde die Kaplanei zur Pfarrei erhoben.

Was die hiesigen Schulverhältnisse betrifft, so ist es ungewiß, ob die Kinder von Frommenhausen die 1560 von Junker Jörg von Ow in Hirrlingen gegründete Schule besuchten oder ob eine eigene Schule hier war. Für letztere Ansicht spricht der Umstand, dass im alten Seelbuch von Hirrlingen in der Zeit zwischen 1467 bis 1510 ein Schulmartin von Frommenhausen vorkommt. Sichere Nachrichten über die hiesige Schule liegen erst vom Jahre 1789 vor. In diesem Jahre resigniert Schullehrer Vitus Beuer zu Gunsten seines Sohnes Joseph den hiesigen Schul- und Mesnerdienst.

Der Ort zählte 1803 269 Einwohner.


1) Wertvolle Beiträge zu diesem zweiten Teil überhaupt, insbesondere zur Geschichte von Frommenhausen lieferte Herr Pfarrer Rauch von Salzstetten, wofür ihm hier der öffentliche Dank ausgesprochen sein soll.

2) Bei der Allodifizierung des Lehens (1870) war Gegenstand desselben: Anstatt der niederen Gerichtsbarkeit und Ortspolizei die in der K. Deklaration v. J. 1821 enthaltenenRechte nebst weiteren näher bezeichneten nutzbaren Rechten samt Zugehörden zu Frommenhausen, unter welchen letztern ein für das abgelöste Fronrecht i. J. 1821 surrogiertes Lehenskapital von 1700 fl., sowie ein für das abgelöste lehenbare Haupt- und Fallrecht i. J. 1834 surrogiertes Lehenskapital von 877 fl. begriffen ist. Der übrigens nicht bedeutende Wagnersche Grundbesitz in Frommenhausen, welcher im Kommunverband steht, war demnach Allodialvermögen.

3) Damals dürfte die Familie mit ihren allodialen Gütern, die sie im Laufe der Zeit zu Frommenhausen erworben hatte, in die württembergische Ritterschaft aufgenommen worden sein.

4) Die frühere Wagnersche Behausung dahier dürfte das neben der Kirche stehende Haus des Joseph und Karl Hallmayer gewesen sein.

5) S. Tl. I 463

6) Während alle seither genannten Lehensträger katholisch waren ist Ludwig von Wagner evangelisch getauft, da sein Vater Franz i. J. 1823 die Tochter eines evangelischen Kaufmanns Koch aus Eßlingen heirathete und seine Kinder evangelisch erziehen ließ.

7) Die Herren von Ow-Wachendorf waren c. 1565 bis zu ihrem Aussterben (1630) evangelisch.


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Illustration: aus der Oberamtsbeschreibung von 1900


Ausführliche Informationen zur Ortsgeschichte
1258 | 1332 | 1828 | 1900 | 1910 | 1972 | 2008 | Heimatlied