1972

Aus der amtlichen Kreisbeschreibung

Auspendlergemeinde

(Quelle: "Der Landkreis Tübingen -
Amtliche Kreisbeschreibung - Band 2, Stuttgart 1972, S. 195 - 206";
unter Mitarbeit von Oberstudienrat Elmar Gramlich, Stuttgart/Frommenhausen)

Bäuerliche Auspendlergemeinde 20,9 (16,5) km südwestlich Tübingen,
362 ha, 369 - 493m (Kirche 467 m), 100 Wohngebäude,
351 Einwohner, davon 92% katholisch, 7% evangelisch.
Grundschule; Poststelle II, Bushaltestelle (Bundesbahn).
Frommenhausen ist seit dem 1. Januar 1972 nach Rottenburg am Neckar eingegliedert
("Stadtteil Rottenburg a.N. - Frommenhausen").

Die relativ kleine Gemarkung liegt an der Westgrenze des Kreises auf der Hochfläche,
von der sie sich südwestlich des Dorfes über das steile Gehänge bis auf den Grund des etwa 100 m eingetieften Starzeltals hinabzieht.
Ihre Grenze gegen Wachendorf folgt dort im wesentlichen der Starzel, während sie weiter nördlich gegen Bieringen, ziemlich genau an der oberen Talkante, also am Rand der Hochfläche verläuft. Der höchste Punkt der Gemarkung, der auf einem flachen Rücken nördlich des Dorfes liegt (493 m ü.d.M.), ist vom tiefsten, an der Starzel (369 m), nur 1 km entfernt.
Somit ergibt sich auf engem Raum der beträchtliche Höhenunterschied von über 120 m.
Den Hauptteil der Gemarkung bildet jedoch die Hochfläche über dem Starzeltal mit nur geringem Relief. Ihre Höhen schwanken um 470 m. Zur Starzel hin schneidet sich vom Dorf her ein kurzes, schluchtartiges Seitentälchen ein, dessen Bach allerdings nur unregelmäßig Wasser führt. Weitere offene Gewässer gibt es im Markungsgebiet nicht.

Den Gesteinsuntergrund der Talsohle bilden junge Flußanschwemmungen. Am steilen Hang streichen die Gesteinshorizonte des Muschelkalks aus. Unmittelbar über dem Talgrund sind es die höheren Lagen aus tonig-mergeligem Material, die normalerweise durch Gehängeschutt verhüllt werden. Darüber folgen mit circa 85 m Mächtigkeit die Schichten des Oberen Muschelkalks (Hauptmuschelkalk), d.h. zunächst der dickbankige, blaugraue Trochitenkalk, darüber die dünngebankten, sonst ähnlichen Nodosusplatten und als Abschluß der graue bis gelbgraue, grobgebankte und besonders klüftige Trigonodusdolomit. Der Hauptmuschelkalk bietet ein nutzbares, besonders für Straßenschotter geeignetes Gesteinsmaterial, das in einem großen Steinbruch abgebaut wird.
Gleich hinter der oberen Kante des Talgehänges setzt der etwa 20 m mächtige Lettenkeuper oder Untere Keuper auf. Er bedeckt mit seinen wohlgeschichteten, z.T. dunklen Tonmergeln, denen helle Dolomitlagen eingefügt sind, die ganze Hochfläche. Dies hat insofern große Bedeutung, als dadurch die Niederschlags- und Schmelzwasser im Bodenreich gehalten werden, anstatt rasch im klüftigen Untergrund des Muschelkalks zu verschwinden. Östlich des Dorfes blieben über dem Lettenkeuper noch kleine Reste des Gipskeupers erhalten, die aber, ebenso wie die übrigen höheren Teile der Hochfläche, von einer verlehmten Lößdecke überlagert sind. In den Fluren Greut und Laub finden sich Spuren alter Flußgerölle (Kalk- und Sandstein). Reichliches Grundwasser dürfte sich außer auf der Talsohle des Starzeltals an der Basis des Hauptmuschelkalks finden, während der Lettenkeuper nur kleine Wassermengen führt.

Die Ackerflur legt sich alsgeschlossenes Band hufeisenförmig im Norden, Osten und Süden um die von einem Obstwiesengürtel umgebene Ortschaft. Entscheidend für den Wert der Ackerböden ist die dünne Lößlehmdecke, welche die Hochfläche - abgesehen von den etwas tieferen Lagen in Dorfnähe - überzieht (Braunerden und Parabraunerden). Je nach Mächtigkeit des Lößlehms und der Böden mehr oder weniger tiefgründig, feinlehmig und steinfrei. Besonders tiefgründige Lößlehmböden (Az. 70-75) haben Teile der Gewanne Hanfäcker, Nonnenäcker, Hemmendorfer Kreuz, Annamädlesäcker und Breitenäcker. Wegen des meist etwas tonigen Untergrunds sind viele Gewanne mäßig staufeucht. Kalkhaltigen Boden (Pararendzinen) weisen Teile der Fluren Dietweg, Lotschäcker und Mergelgrube auf. Der Gipskeuper im Osten der Gemarkung trägt Mergelböden (Rendzinen); auf dem Muschelkalk am Westrand der Hochfläche bildeten sich Braunlehme.

Zum Grünland gehören in erster Linie die frischen Talwiesen an der Starzel auf kalkhaltigem, feinsandigem, zum Teil auch etwas kiesigem Schwemmland (Kalkauboden). Das übrige Grünland liegt auf der Gäuplatte und bleibt hier meist auf die etwas hängigen Lagen mit oft nur mäßiger oder fehlender Lößlehmschicht beschränkt. Es sind der Obstwiesengürtel um das Dorf, die waldnahe Flur vor dem westlichen Talrand, ein leichter Nordhang im Nordwesten und eine etwas frischere Mulde östlich des Orts mit den bezeichnenden Flurnamen Brunnenwiesle und Weidenbusch. Diese Wiesen sind mäßig frisch bis trocken. Wie die Flurnamen (Haldenäcker, Heiligenäcker, Holderäcker, Linsenäcker, Schelmenäcker, Taläcker, Wolfäcker) zeigen, waren sie früher zumeist als Ackerland genutzt.

Der Wald stockt an den steilen West- und Südhängen zum Starzeltal auf Mergel- und Kalksteinverwitterungsböden, greift aber von da auch etwas auf den noch ziemlich flachgründigen Talrand der Hochfläche mit steinigen, sandig-lehmigen Parabraunerden über (z.B. Zankwald).
An den steilen, felsigen Hängen wächst nur schütteres Gebüsch.

Der Ort erstreckt sich am Südhang einer leichten Quellmulde am Rande einer tief eingeschnittenen Einbuchtung des Starzeltales. Die Dorfachse bildet die vielfach abgewinkelte Hauptstraße, deren auffälliger Verlauf wohl dadurch zu erklären ist, daß sie erst nachträglich zwischen den bereits bestehenden Gehöftgruppen hindurchgeführt wurde. An diese ehemaligen lockeren Gehöftformen erinnern mehrere kurze als Sackgassen endende Seitenwege, die von giebelständig zur Hauptstraße gestellten Häuser eingegrenzt werden. Als Teile früherer Gehöfte können noch die Häuser Nr. 20/22, 23/24 und Nr. 26/28 angesprochen werden, die jedoch den Erbsitten entsprechend aufgeteilt und zu Einhäusern umgestaltet wurden. Vorherrschend sind im Dorf die traufständig ausgerichteten "gestelzten Einhäuser", die im Kernbezirk um die Kirche eng gedrängt, teilweise sogar zusammengebaut sind. Recht häufig schließt sich an die Scheune ein Schopf an, der zur Aufnahme von Geräten dient. Den kleinbäuerlichen Charakter des Dorfes verstärken einzelne Gebäude durch ihre Aufteilung in zwei Besitzeinheiten mit zwei Scheunen und Wohnungen unter einem Dach. Zur Vergrößerung der Wohnfläche wurde vielfach auch ein Quergiebel eingezogen oder aufgestockt.

Obwohl insgesamt gesehen ein Zustand der Beharrung vorherrscht, kommt auch der Strukturwandel der Landwirtschaft auch im Dorfbild schon merklich zum Ausdruck: der Stallteil steht vielfach leer und ist vereinzelt für Wohnzwecke oder zur Garage ausgebaut worden. Im alten Ortskern hebt sich das mehrgeschossige, einfache Schloß der Freiherren v. Wagner durch seine Größe und erhabene Lage heraus. Unterhalb davon reicht die schlichte, weißverputzte Kirche mit ihrem Chorteil bis an die Straße. Daneben liegen das ehemalige Schul- und Rathaus (Nr. 23), das ehemalige Pfarrhaus (Nr. 56) und die Zehntscheuer. Die Ortsmitte bildet das freistehende, mit einem Krüppelwalmdach versehene Rat- und Schulhaus (Nr. 23). In einem einstöckigen Gebäude zusammengefaßt wurden 1959 nach einem Brand die Bank, die Milchsammelstelle, das Back- und das Schlachthaus. Madonnenfiguren an den Hauswänden, Kruzifixe und Bildstöcke an den Ortsausfahrten weisen auch im Ortsbild auf den religiösen Sinn der Bevölkerung hin. Die modernen Ausbaubezirke des Dorfes, dessen Grundrißgestalt sich seit der ersten Landesaufnahme von 1830 nur wenig verändert hat, sind bescheiden. Entlang der Weinbergstraße, früher wohl in Anspielung auf das Gewerbe ihrer damaligen Bewohner Hafengasse genannt, beeindruckt die planmäßig wirkende, direkt an der oberen Talkante angelegte Kolonie von Kleinstbauern- und Handwerkerhäusern, die dicht nebeneinanderstehen. Während dieser Bereich schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts vorhanden war, erfolgte die Bebauung der Friedhofstraße mit geräumigen, traufseitig zur Straße und locker gestellten Bauernhäusern später. Die Ausdehnung setzte sich hier in jüngster Zeit im Dietweg mit einigen Wohngebäuden fort. In den letzten Jahren erschloß die Gemeinde an der Straße nach Schwalldorf, in schöner Wohnlage oberhalb des Dorfes, das Neubaugebiet Stiegeläcker. Es umfaßt heute 10 Ein- und Zweifamilienhäuser in eingeschossiger Bauweise. Auf der anderen Straßenseite entstand 1958 ein stattlicher bäuerlicher Betrieb.

Zur Siedlungsgeschichte:
Die 1258 als "Frumhusen" erstmals genannte Siedlung (1297 Frumerhusen, 15. Jh. Frumenhusen, 1513 Fromenhusen) reicht nach der Namensnennung auf -hausen noch in das 7. Jh. zurück. 1777 zählte das Dorf 43 Wohnhäuser und 37 Scheunen, 1821 68 Wohn- und 16 Nebengebäude sowie 1898 95 Wohn- und 59 Nebengebäude.
Ob zu Frommenhausen die beiden anfangs des 19. bzw. des 20. Jh. aufgefundenen Reihengräberfelder gehören (vgl. auch S. 195), ist unsicher. Im Ostteil der Gemarkung steckt vermutlich ein Teil des Wirtschaftslandes der Wüstung Bossenhausen (s. Ortsbeschreibnung Hirrlingen). Über Funde aus der Jungsteinzeit, Hallstatt- und Römerzeit siehe Bd. I, S. 157 ff.

Herrschafts- und Besitzverhältnisse in früherer Zeit:
Oberhoheit und Ortsherrschaft. Als althohenbergisches Dorf kam Frommenhausen 1381 an Österreich, unter dessen Oberhoheit es bis 1806 blieb. Es wurde in der Folge mehrmals verpfändet, so 1385 an Konrad Böcklin, gen. Hoppeler, an Carl Rudolf v. Hohenberg (1400) und Volkart v. Ow (1406 - 1408). Bis ins 16. Jh. hatte es kein eigenes Gericht, sondern gehörte zum Dorfgericht Schwalldorf. Die ungemessene Fronpflicht der Einwohner wurde 1692 in eine gemessene verwandelt. Jeder selbstständige Einwohner hatte jährlich 10 Tage lang Frondienste zu leisten. 1822 wurde die Fron abgelöst.
Erzherzog Ferdinand verlieh das Dorf 1656 dem Landschreiber Johann Rudolf Wagner und seinen Brüdern. Das Mannlehen umfaßte die niedere Gerichtsbarkeit, Frondienste und anderes Zubehör und wurde der Familie Wagner wieder bestätigt. Der "Patrimonialbeamte" des später sog. "Wagnerischen Amtes Frommenhausen" wohnte meist in Rottenburg, am Sitz des bis 1938 zuständigen Oberamts. Nach der Erhebung des Ludwig Benignus Wagner in den Adels- und Ritterstand 1807 wurde die Familie in die württembergische Ritterschaft aufgenommen. Sie verzeichtete 1825 auf die niedere Gerichtsbarkeit und Ortspolizei (Patrimonialgerichtsbarkeit) und erbaute 1832/33 das oberhalb der Kirche stehende Schloß. Ungegliederter, dreigeschossiger Bau der Biedermeierzeit. Mittelachse durch kleinere Mittelgiebel am ungebrochenen Satteldach leicht betont ... Schlecht erhaltenes Fachwerk mit Jahreszahl 1770.
Der nach der Allodifizierung des Lehens 1874 zum Eigentum gewordene, jedoch nicht bedeutende Wagner'sche Grundbesitz wurde 1895 in einen Fideikommiß umgewandelt. Unter den Nachkommen der 1845 in den Freiherrenstand erhobenen älteren Linie ist Rudolf Franz Joseph Fidel Wagner v. Frommenhausen (1822 - 1891) hervorzuheben, der als Generalleutnant von 1867 - 1870 württembergischer Kriegsminister war und von 1871 - 1874 als Reichtagsabgeordneter den Wahlkreis Reutlingen - Rottenburg - Tübingen vertrat. Sein spätklassizistischer Grabstein befindet sich in dem schlichten Familiengrab auf dem Dorffriedhof. Daneben ein neugotischer Grabstein für Karl Frh. Wagner v. F. und seine Frau (1822 - 1891).

Grundbesitzverhältnisse:
Bis zur Grundentlastung um 1842 gehörte der größte Teil der Wirtschaftsfläche zu etwa 8 Hofgütern, die im Trägereisystem aufgeführt waren. Um 1600 sind folgende Gütermassen nachweisbar:

GrundbesitzverhältnisseDer früheste nachweisbare Besitz ist der des Klosters Alpirsbach, das schon 1258 hier einen Maier hatte und 1468 einen halben Hof kaufte. Der ganze klösterliche Besitz, bestehend aus den 1830 sog. Alpirsbacher Höfen I und II (Hof I: 36 J. Äcker, ½ Mm. Wiesen; Hof II: 70 J. Äcker, 3 Mm. Wiesen), dem später sog. Schorischen Hof (1698: 47 J. Äcker, 1 Mm. Wiesen) und wohl auch dem kleineren Hermann-Conradt-Hof mit dem zugehörigen Metzger-Lehle ging 1693 an die Johanniterkommende Hemmendorf über.

Dieser gehörte 1698 außerdem der in dem Besitz des Klosters Reutin stammende Hermannshof (1447: 56 J. Äcker, 6 Mm. Wiesen; 1698 41 J. Äcker, 4 Mm. Wiesen), von dem wohl das 1830 erwähnte Zugische Lehen (18 J. Äcker, ½ Mm. Wiesen) und andere Güter abgetrennt waren. Nach der Aufhebung der Kommende 1808 kamen deren Güter nach Württemberg.

Das Kloster Gruol kaufte 1520 den schon 1450 und 1513 erwähnten, der Rottenburger Bürgerfamilie Distel gehörenden Hof, der 1795 das Holzrecht besaß 1803 89 J. Äcker, 6 Mm. Wiesen und 2 J. Wald umfaßte. Mit der Aufhebung des Klosters und dem Verkauf seines Besitzes nach 1827 entstanden mehrere "Gruoler Güter", an denen die Ortsherrschaft und die Familie Hallmayer größere Anteile inne hatten, sowie weiterer Splitterbesitz.

Das Dominikanerinnenkloster Hirrlingen, bzw. nach dessen Aufhebung 1781 das dortige Rittergut, besaß die "Klostergült" und die "Hilfsgült", die 1830 zusammen 36 J. Äcker und 2 Mm. Wiesen umfaßten. Der Schwalldorfer Bauer Jakob Laib verkaufte 1560 den späteren "Spitalhof" (Haus, Hof und Garten mit 61 J. und 4 Mm) um 1000 fl. an Fortuna Sticklin, die Witwe des Rottenburger Dr. Jacob Kalt, die 1561 von demselben auch das Berglehen (16. Jhrdt.) um 400 fl. erwarb. Von ihren drei Söhnen kam 1567 der Hof und das Lehen um 1690 fl. an das Rottenburger Spital, das 1654 die Güter an Dr. Johann Wagner weiterveräußerte. Die Witwe Katharina des Landschreibers Rudolf Wagner verkaufte den Spitalhof 1690 an Andreas Hallmayer, Salzmann und Bürger zu Schwalldorf. Einkünfte von dem Hof bezog die Rockenalmosenpflege Rottenburg.

Die Ortsherrschaft v. Wagner besaß um 1830 außer Anteilen an den erwähnten "Gruoler Gütern" als Erbgut den größten Teil des 1650 dem Marschalk Schorer abgekauften Schorischen Hofes sowie schon 1698 den Hermann-Conradt-Hof mit Zubehör. Daneben scheint sie wenig Eigengüter gehabt zu haben.

Das Kloster Wittichen, Patronatsherr der Pfarrei Hirrlingen, erwarb 1366 eine Hofstatt und 1443 eine Scheuer. Graf Hugo v. Hohenberg urteilte 1331 wegen eines hiesigen Guts zwischen der Rottenburger Bürgerin Schneider v. Ow und Graf Walter v. Geroldseck. Weitere Einkünfte gingen an das Frauenkloster Rangendingen, die Obere Klause und das Stift St. Moriz in Rottenburg, an die Heiligenpflegen Hirrlingen, Bieringen und Schwalldorf, an die Kaplanei Hirrlingen und - aus dem "Wendengut" (16./17. Jh.) - an die Kirche auf der "Alten Stadt". 1538 und 1693 gehörte zum Widumhof in Bietenhausen, den ein Widummaier bebaute, der Widumwald in der "Appelhalde".

Kirche:
Das Dorf gehörte wohl schon seit früher Zeit zur Pfarrei Hirrlingen, die 1357 Hermann v. Ow dem Kloster Wittichen bei Alpirsbach schenkte. Graf Rudolf v. Hohenberg und das Kloster erlaubten 1399 den Bau einer eigenen Kapelle, als deren Patronin 1428 Maria genannt ist. Eine hier schon bestehende Meßstiftung wurde von Schultheiß und Gemeinde 1428 in eine Marienkaplanei umgewandelt; die Präsentation des Kaplans sollte zwischen der Gemeinde und dem Kloster Wittichen wechseln. Nach längerem Streit fielen 1581 die mit der Pfarrei zusammenhängenden Rechte an die Herren v. Ow zu Hirrlingen zurück (vgl. Ortsbeschreibung H.), die die hiesige Kaplanei bis 1710 unbesetzt ließen.

Wegen des Wiederaufbaus des Kaplaneigebäudes stritt man sich noch 1717. In einem Lagerbuch von 1696 ist am Hirrlinger Weg oder Kirchweg eine Hofstatt erwähnt, auf der früher eine Kapelle gestanden habe. Die Pfründe wurde 1796 in eine Lokalkuratkaplanei verwandelt und 1819 zur Pfarrei erhoben. Wohl aus dieser Zeit stammt der östlich des Dorfes gelegene Friedhof. Der Pfarrei gehörten um 1800 Einkünfte aus dem "Hans Hagen Lehen" in Sickingen, Bodelshausen und Stein (um 1830 16 M. Äcker), das später an die Pfarrei Hirrlingen vertauscht wurde. Den Großzehnten besaßen die Herren v. Ow zu Hirrlingen, seit 1357 das Kloster Wittichen.

Die Kommende Hemmendorf war 1765 an 40 J. Äckern zehntberechtigt.
Den Klein-, Heu-, Blut- und Weinzehnten bezog die Pfarrei Hirrlingen. In der Säkularisation 1803 kam mit dem Kloster Wittichen der Großzehnt an Fürstenberg, das ihn 1810 an die v. Wagner verkaufte. Von diesen erwarb ihn 1811 der Staat.

Die heutige Kirche zum hl. Vitus wurde 1770 von der Gemeinde erbaut und 1772 eingeweiht. Ob sie den Platz eines Vorgängerbaus einnimmt, ist fraglich. Saalkirche mit wenig eingezogenem Rundchor, Rundbogenfenster, verputzt. Sakristei im SO. Architekt wahrscheinlich Christian Großbayer, Haigerloch. Das Langhaus wurde 1933 etwas nach W. verlängert und durch eine schmale Vorhalle erweitert. Im gleichen Jahr Neubau des Turmes in der SW-Ecke. Ohne Gliederungen, kleine Rechteckfenster, Satteldach. Architekten Lütkemeier und Schilling, Rottenburg. Renovierung 1956/62, Architekt Schilling. Inneres durch einfache Pilaster in zwei Joche gegliedert; Dreipaßbogen zum Chor. Sehr flache querovale Muldengewölbe. Deckengemälde signiert Gabriel Ignaz Thum. Im Chor hl. Katharina und hl. Vitus, im östl. Langhausjoch Widmung der Kirche an die beiden gleichen Heiligen, im westl. Hoch der hl. Wendelin. In den 12 Zwickeln die Apostel. An der Brüstung der umgebauten Westempore (mit neuer Orgel) Stuckrelief von H. Schneider (Rottenburg). Ausstattung: Hochaltar mit holzverkleideter Mensa, marmoriert. Darüber in Stuckmarmor hl. Trinitatis und Putten, mit Rocaillen, umgeben von einer ebenfalls von Thum auf die Wand gemalten Draperie. Nördl. Seitenaltar mit Darstellung der Unbefleckten Empfängnis (2. H. 18. Jh.). Kanzel aus der Erbauungszeit SO- Ecke. Sitzende Muttergottes Holz, übermalt und stark ergänzt. Hl. Vitus, Lindenholz bei der Kanzel (2. H. 18. Jh.). Auferstehungschristus (18. Jh.), Vesperbild, weiß gefaßt (Ende 19. Jh.). Hl. Georg mit dem Drachen, bäuerliches, stark bewegtes Rokoko. In der Vorhalle ein Votivbild mit der Inschrift: "Anno 1633 Gott zu Ehr hab ich Martin Beck Schultheiss dieses Kreuz daher machen lassen, dieweil mein Sohn Hansjörg Beck ist am Fastnacht Montag am Abend durch schwedische Reiter erschlagen worden auch Martin Beck erschossen worden". Die Frau und drei Töchter in Tracht: rosa Röcke, weiße Schürzen und große weiße spanische Halskrausen. Das Bild wurde 1812 zu einer Gedenktafel für die 11 Gefallenen der Gemeinde im russischen Feldzug erweitert. Die Glocken sind neu.

Gottesdienstliche Geräte:
Monstranz, 2. H. 18. Jh. (im 19. Jh. verändert), ohne Beschau, Silber tlw. vergoldet; der Überlieferung nach aus den aufgehobenen Jesuitenkolleg in Rottenburg. Abendmahlskelche, schöne Arbeit aus dem Anfang des 18. Jh., mit Engelsköpfen und Akanthusornament. An der Straße nach Schwalldorf steht ein neugot. Bildstock mit einem Vesperbild (dieses vielleicht 15. Jh.).

Bevölkerung und besondere Ereignisse:
Die hohenbergische Steuerliste von 1394 nennt in Frommenhausen 11 Steuerzahler (steuerbare Haushaltungen). 1680 lebten hier 26 Steuerzahler in 25 Wohnungen. 1768 zählte man 41 Familien in 42 Wohnhäusern und 1804 50 Familien in 57 Wohnhäusern. Nach dem Amtsgrundbuch 1821 besaßen 10 Familien Güter von 5 - 36 M. Größe; dagegen hatten 60 Tagelöhnerfamilien nur kleinere eigene oder Pachtgüter in Besitz. Trotzdem galt das Dorf um 1828 als einer der reichsten Orte des ganzen Oberamts Rottenburg.

Einwohnerzahlen In den letzten 150 Jahren zeigte die Einwohnerzahl von Frommenhausen nur geringfügige Veränderungen. Die höchste Bevölkerungszahl hatte das Dorf um 1849 mit mehr als 400 Einwohnern, danach war die Entwicklung zunächst bis um 1871 rückläufig. Zwischen 1846 und 1871 wanderten 17 Bürger nach Übersee aus. Im ersten Drittel des 20. Jh. ging dann die Einwohnerzahl wiederum stetig zurück, was man auf die ungünstige kleinbäuerliche Struktur und die verkehrsferne Lage des Ortes zurückführen kann.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichnete die Gemeinde nur kurzzeitig durch vorübergehende Aufnahme von Heimatvertriebenen eine starke Zunahme. Insgesamt stagniert jedoch die Bevölkerungsentwicklung und Frommenhausen gehört zu den wachstumsärmsten Gemeinden des Kreises Tübingen. 1961 wohnten im Dorf 17 Heimatvertriebene und Flüchtlinge.

Im Ersten Weltkrieg hatte die Gemeinde 13 Gefallene und im Zweiten Weltkrieg 19 Gefallene und Vermißte zu beklagen. An sie erinnert seit 1968 eine schlichte Gedenktafel aus Buntsandstein an der Außenwand der Kirche.

Gemeinde und öffentliches Leben:

Das Gemeindewappen,
das im Dienstsiegel schon vor 1930 erscheint, zeigt in Rot einen goldenen Bienenkorb, umflogen von sechs goldenen Bienen. Die Farben beruhen auf einem Vorschlag der Archivdirektorin von 1931. Bienen und Bienenkorb sind dem Wappen der Freiherren v. Wagner entnommen.

Das Rat- und Schulhaus
wurde 1835 erbaut und 1949 renoviert. Die Gemeindeverwaltung versieht der Bürgermeister zusammen mit dem Gemeindepfleger. Im Obergeschoß des Gebäudes sind zwei Schulräume eingerichtet. Dort erteilt ein Lehrer rd. 30 Schülern den Grundschulunterricht, während die Hauptschüler in Hirrlingen, wohin ein Schulbus verkehrt, unterrichtet werden.

Die 6 Gemeinderäte wurden im Wege der Mehrheitswahl bestimmt.

Der Gemeinde gehören neben dem Rat- und Schulhaus, in dem zudem die Tragkraftspritze der Feuerwehr (gegr. 1835) untergebracht ist: der Friedhof, der rd. 300 m südöstlich des Dorfes liegt, die Zehntscheuer, die heute als Farrenstall dient, der Sportplatz im nordwestlichen Teil der Gemarkung und das neuerstellte Mehrzweckgebäude, das Milchsammelstelle, Schlachthaus und Backhaus vereint. Weiterhin besitzt die Gemeinde einen Steinbruch, der verpachtet ist, 42 ha Wald (s.u.) und ca. 10 ha Grundstücke.
Schultheiß und Richter zu Schwalldorf und Frommenhausen sind von 1450 bis 1580 als gemeinsames Gericht genannt. Die "gebaurschaft" Frommenhausen erscheint erstmals 1411; Schultheiß und Richter von Frommenhausen treten 1654 auf.

Der Schulunterricht fand früher wohl im Pfarrdorf Hirrlingen statt. Eine eigene Schule wird erst 1786 erwähnt; ein Lehrer, der auch den Mesnerdienst versah, erscheint 1789. 1873 besaß die Gemeinde ein Back- und Waschhaus "unten im Dorf". Übertriebs- und Weiderechte führten vom 15. bis 17. Jh. zu Streitigkeiten mit Schwalldorf; 1864 wurden Weiderechte abgelöst. Nach einem Vergleich von 1480 ging der Viehtrieb über Bieringer Gebiet bis an den "Gockins Graben" und an die Starzel; von den Streitigkeiten zeugt eine Reihe von Vergleichen. Das gemeinschaftliche Übertriebsrecht von Frommenhausen und Hirrlingen wurde 1831 abgelöst.

Wahlergebnisse Landtags- und Bundestagswahlen seit 1952:
Anteil der wichtigsten Parteien an den abgegebenen gültigen Stimmen in Prozent

 

 

Immer wiederkehrende Schwierigkeiten in der Wasserversorgung veranlaßten 1907 die Gemeinden Frommenhausen, Schwalldorf und Wachendorf, sich zwecks gemeinsamer Wasserversorgung zum Gemeindeverband Starzelgruppe zusammenzuschließen. Frommenhausen ist Sitz dieses Verbandes, dem 1912 noch die Gemeinde Bad Niedernau beitrat. Als Wasserspender dienten zwei am linksseitigen Hang des Starzeltales aus dem Muschelkalk entspringende Quellen. Der Sammelbehälter und das Pumpwerk liegen unterhalb der Burgmühle auf Gemarkung Frommenhausen. Die Pumpe wird von der Wasserkraft der Starzel getrieben. Die Gemeinden Frommenhausen und Schwalldorf erhielten einen gemeinsamen 240 cbm fassenden Hochbehälter auf der Bergkuppe zwischen den beiden Orten. Schlechte Wasserbeschaffenheit der genutzten Karstquellen und erhöhter Wasserbedarf zwangen in den letzten Jahren zu grundlegenden Verbesserungsmaßnahmen. Nachdem 1963 durch 2 oberhalb des Pumpwerkes in der Talaue niedergebrachte Brunnen genügend neues Wasser erschlossen werden konnte, wurden das Pumpwerk den neuen Erfordernissen entsprechend umgebaut und die Behälter der Gruppe erweitert. Eine Umgehungsleitung um Frommenhausen gewährleistet eine bessere Versorgung von Schwalldorf und Bad Niedernau, das eine neue Anschlußleitung erhielt. Eine wesentliche betriebliche Verbesserung war die Einrichtung einer Wasserstandsfernmeldeanlage. Der mit einem ansehnlichen Staatsbeitrag geförderte Ausbau sichert den angeschlossenen Gemeinden auch zukünftig ungestörte Versorgung.

Die Gemeinde ist fast vollständig kanalisiert. Das aus dem Ortskanalisationsnetz anfallende Abwasser wird über einen Wassergraben in die Starzel eingeleitet. Zur Zeit sind Untersuchungen über die Möglichkeit einer gemeinsamen Abwasserreinigung mit den Gemeinden Hirrlingen, Höfendorf, Bietenhausen und Wachendorf im Gange.
Der Müll wird in die am östlichen Ortsausgang beginnende, zum Starzeltal abfallende Klinge gebracht.

Mit elektrischen Strom wird Frommenhausen seit 1913 versorgt. Stromlieferant war zunächst das Überlandwerk Glatten-Weitenburg GmbH, an dessen Stelle 1939 die Energie-Versorgung Schwaben AG trat (s. Ortsbeschreibung Hirrlingen).
Einziger Verein des Ortes ist der 1953 gegründete Sportverein.

Wirtschaft und Verkehr:

Landwirtschaft:
Die landwirtschaftliche Nutzfläche besteht aus etwa zwei Drittel Ackerland und einem Drittel Grünland. Die vor 10 Jahren durchgeführte Flurbereinigung wird heute als eine geglückte Maßnahme zur Verbesserung der Agrarstruktur anerkannt. Sie brachte eine wesentliche Vergrößerung der Grundstücke und deren Erschließung durch teilweise befestigte und gebundene Wirtschaftswege (s. Bd. I, S. 462 f).

Der Hopfenbau,
einst eine gute Einnahmequelle der Landwirte, wurde ganz aufgelassen. An die Stelle der Hopfengärten traten meist Obstanlagen. Im Rahmen der Flurbereinigung gelang es, eine Gemeinschaftsobstanlage von 3,21 ha zu erstellen, an der sich 21 Betriebe beteiligen. Der Kartoffelanbau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst etwas ausgeweitet, erfährt aber gegenwärtig erneut eine Einschränkung und macht Körnerfrüchten Platz.

Die Veränderungen der landwirtschaftlichen Betriebsgrößenstruktur im letzten Jahrzehnt zeigen bei einer rückläufigen Entwicklung der Gesamtzahl der Betriebe einen besonders starken Rückgang der Betriebe in den Größenklassen 2 - 10 ha, zugleich aber auch eine bemerkenswerte Vermehrung der Betriebe mit mehr als 10 ha Nutzfläche. Die Bevölkerung wendet sich auch hier immer mehr einträglicheren Erwerbszweigen zu und betrieb 1970 die Landwirtschaft, abgesehen von 2 Bauern, nur noch im Zu- oder Nebenerwerb.

Eine Übersicht über die Entwicklung der Viehhaltung läßt die rückläufige Tendenz beim Großvieh im letzten Jahrzehnt deutlich erkennen. Die Schweinehaltung hat sich dagegen verstärkt.

Landwirtschaftliche Betriebsgrößen Landwirtschaftliche Betriebsgrößen

* Betriebe mit mehr als 0,5 ha landw. Nutzfläche

Viehhaltung Viehhaltung:

Die nach dem Zweiten Weltkrieg eingeleitete Mechanisierung machte besonders seit der Flurbereinigung große Fortschritte. Ende 1970 gab es in Frommenhausen 42 Schlepper, darunter 3 Zweitschlepper, mit den entsprechenden Anhängegeräten und 7 Mähdrescher.

Im Zusammenhang mit der Flurbereinigung wären Aussiedlungen und Althofsanierung einzelner Betriebe zur Verbesserung der Agrarstruktur sehr erwünscht gewesen.

Die Milch wird über die Sammelstelle der örtlichen Milchgenossenschaft an die Bezirksmilchverwertung Tübingen geliefert.

Die drei Zelgen hießen seit dem 17. Jh. Elbenloch (1654 auch "gen Dettingen"), gen Hemmendorf und Bieringen (1654 "gen Hart" oder "gen Bieringen", 1830 "Bieringen und Laub"). Sie waren 1777 je rd. 170 J. groß (Zelg Elbenloch 159 J.).

Die Aufteilung der Wirtschaftsfläche zeigt in früherer Zeit ein noch weit stärkeres Überwiegen des Ackerlandes als heute; so werden 1680 506 J. Äcker, dagegen nur 21 J. Wiesen und Gärten, 1804 569 J. Äcker und 30 J. Wiesen, schließlich 1828 823 M. Äcker und 75 M. Wiesen verzeichnet.

Der Weinbau:
(1777 6 J., 1828 noch 3 M.) wurde insbesondere in den Fluren "an der Steinwies", "unter dem Weg" und "in den oberen Weinbergen" betrieben, ging aber schon vor 1850 ab. Der hohenbergische Statthalter bestimmte 1491, daß Frommenhausen in die Bieringer Mühle gebannt sei.

Forstwirtschaft:
Wie bei den meisten Gäugemeinden spielt der Wald auf der Gemarkung Frommenhausen nur eine untergeordnete Rolle (16% der Gesamtfläche). Er bildet einen zusammenhängenden Streifen auf dem steil zum Starzeltal hinabführenden Süd- und Westabhang. Etwa vier Fünftel sind Nadelhölzer. Als wichtigste Baumarten treten Tanne (33%), Fichte (25%), Forche (mit Lärche 24%) und Buche (12%) hervor. Besitzmäßig handelt es sich um 42 ha Gemeindewald und 15 ha bäuerlichen Privatwald. Im Gemeindewald bilden entsprechend der Lage am trockenen Muschelkalk-Steilhang Forche und Laubholz mit mäßigem Vorrat und Zuwachs die Hauptbestände. Nur die beiden Tannenreviere auf der Ebene in den Distrikten Stein und Dietstein zeigen bessere Vorrats- und Zuwachsverhältnisse.
Der Hiebsatz von 160 fm (4,0 fm/ha) im Jahr - davon 130 fm Nutzholz und 30 fm Brennholz - entspricht der derzeitigen Bestockung. In den Nachkriegsjahren fielen 12 000 fm "Käferholz" an, das vorwiegend als Brennholz abgegeben wurde. Am Westhang des Distrikts Dietstein wird leider dem Wald durch den sich rasch vergrößernden Steinbruch immer mehr Fläche entzogen. Die Bewirtschaftung und Beförsterung des Gemeindewaldes erfolgt durch das Staatl. Forstamt Rottenburg (Forstwartstelle Bad Niedernau), das auch den Privatwald betreut. Dieser besteht aus 148 Parzellen, die zwischen den Distrikten des Gemeindewaldes liegen. Seine wirtschaftliche Bedeutung ist gering. Von den 1680 genannten 46 J. Wald gehörten 13 J. Bürgern, 15 J. der Gemeinde und 18 J. Auswärtigen, darunter dem Stift St. Moriz. 1821 maß der Wald 85 Morgen: 63 M. Gemeindewald, 7 M. gutsherrschaftlicher und 15 M. Privatwald.

Gewerbe, Handel und Verkehr:
Frommenhausen besitzt nur 3 kleine Industriebetriebe, die zusammen rd. 25 Arbeitnehmer beschäftigen. Der Textilbetrieb Beck und Wahl KG hat seit 1947 das ehemalige Schloß gemietet und stellt, weitgehend automatisiert, Wirkwaren her. Im Obergeschoß der "Linde" richtete 1963 die Trikotwarenfabrik Gebr. Haux aus Ebingen eine Nähfiliale ein. Die Firma Gebr. Heinz oHG betreibt im gemeindeeigenen Steinbruch ein Schotterwerk. 1969 wurde eine Baufirma gegründet. Der einzige Handwerksbetrieb im Ort ist eine Schreinerei. In einem umgebauten Bauernhaus befindet sich ein Lebensmittelgeschäft.

Der "Salzmann" von Schwalldorf, Andreas Hallmayer, der 1680 den Spitalhof erworben hatte, erhielt 1718 von Konstantin v. Ulm auf Erbach, Vogt und Pfandinhaber der Herrschaft Hohenberg, einen Handelspaß, nach dem er in allen hohenbergischen und zollerischen Orten Salz verkaufen durfte. - Um 1820 wurde das überschüssige Korn vorwiegend auf dem Fruchtmarkt in Mössingen verkauft. Eine Schmiede war 1680 und 1873 vorhanden. 1855 arbeiteten hier 7 Leineweber.

Die 1898 gegründete Spar- und Darlehenskasse Frommenhausen hatte ihre Räume zunächst in der umgebauten Zehntscheuer. Sie schloß sich 1969 mit der Raiffeisenbank Rottenburg eGmbH zusammen und bezog neue Büro- und Lagerräume.

Gastwirtschaften Lamm, Linde und Rößle (177; 1885 mit Brauerei). Abgegangen sind die "Krone" (1855, 1873) und der "Grüne Baum" (1877).

Frommenhausen liegt abseits der Durchgangsstraßen, die die Hochfläche zwischen Starzel- und Katzenbachtal wie auch diese engen Täler selbst meiden. Diese Verkehrsungunst wird gesteigert durch die relativ große Entfernung zu den städtischen Zentren des Kreises. Durch den Ort führt die schmale Landesstraße von Schwalldorf nach Wachendorf, von der hier die Landesstraße nach Hirrlingen abzweigt. Beide Straße weisen gewöhnlich wenig Verkehr auf. Die nächsten Bahnhöfe sind Bieringen und Bad Niedernau. Durch den Ort führt die von der Bundesbahn betriebene Omnibuslinie Tübingen - Horb mit wochentags 5 Kursen in beiden Richtungen.

Das wirtschaftliche Strukturbild der Gegenwart:
Die Landwirtschaft ist in Frommenhausen im letzten Jahrzehnt so stark zurückgegangen, daß nur noch wenig Vollerwerbsbetriebe bestehen. Trotz der ansehnlichen Zahl von 70 Auspendlern, die etwa jeweils zur Hälfte in Rottenburg und Tübingen arbeiten, sind aber noch die bäuerlichen Züge im Charakter der Gemeinde dominant.
Dieser Gesamteindruck beruht auf dem vorherrschenden landwirtschaftlichen Nebenerwerb der Bevölkerung und auf der geringen Bedeutung der örtlichen gewerblichen Ansiedlungen. Die verkehrsferne Lage am Rand des westlichen Kreisgebietes macht sich ungünstig bemerkbar. Solchen Verhältnissen entspricht eine geringe Neubauquote und eine sogar leicht rückläufige Einwohnerzahl in der letzten Zeit.
Nach der Volkszählung 1970 gehörten von den 170 erwerbstätigen Einwohnern
31,8% zur Land- und Forstwirtschaft,
50% zum Produzierenden Gewerbe und
18,2% zu den Bereichen Handel, Verkehr und Dienstleistungen.
49,4% waren Arbeiter,
35,9% Selbstständige und mithelfende Familienangehörige und
14,7% Beamte oder Angestellte.

Eine vorbildlich geführteFlurbereinigung bietet gute Voraussetzungen für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft, deren Stellung im Dorf auch der genannte verhältnismäßig hohe Anteil von Selbstständigen und mithelfenden Familienangehörigen zum Ausdruck bringt. Frommenhausen ist eine der wenigen Gemeinden des Kreises, deren Bevölkerungszahl im Zeitraum von 1950 bis 1970 zurückging (-8,6%). Gleichwohl führten in dieser Zeit einige Neubauten zu einem Zuwachs an Wohngebäuden von 12,4%.

Das Dorf hat eine relativ hohe eigene Realsteuerkraft. Trotzdem ist seine finanzielle Leistungsfähigkeit sehr begrenzt. Im Durchschnitt der 3 Rechnungsjahre 1966 - 1968 betrugen die Gesamteinnahmen der Gemeinde (ohne Kreditaufnahme) 139 429 DM oder 413 DM je Einwohner. Davon waren 47% Gewerbesteuereinnahmen und 16% Finanzzuweisungen. Die Steuerkraftsumme je Einwohner lag mit 278 DM weit über dem Landesdurchschnitt der Gemeinden dieser Größenklasse.


Quellen, gedr.:
WUB 6, S. 474; 11, S. 17. - HUB S. 726, 800, 822. - WR 13143. - WAI Rott. S. 93 - 97.
- Krebs, Inv. S. 289. - REC 9197. -
Quellen, ungedr.:
HStASt A 461 - 467 (GLB), B 19 - 22 (vorm. österr. Landesteile I),
B 31 - 32 (vorm. österr. Lehen). StAL F 98 (Amtsgrundbücher). - LRAI Urbare 248, Bd. 3; Hs. 1114 - 1142.
- GA Frommenhausen, Kloster- und Hirrlinger Gült 1830; Protokoll d. Gültablösung beim Kameralamt 1842;
Gültverzeichnis 1830; Steuerbuch 1777. - PfarrA Hirrlingen A 63, 65. - Stadt A Rott., Steuerbereitung 1680.

Literatur, allg.:
OAB Rottenburg S. 166 - 168; 2/2, S. 159 - 168. - KW 2, S. 440. - Alberti 2, S. 955 - 956
(Wagner v. F.). - Kirchenheilige S. 157 (Fil. v. Hirrlingen). - Bes.: Beßler, J.: Das kirchliche Leben in den katholischen Orten im Bezirk Rottenburg. Ssch 6, 1930, S. 146. - Walter, M.: Die Entstehungsgeschichte von Frommenhausen. Rott. Post v. 17.12.1949 (Beitragsfolge Nr. 7). - Ders.: Ortsadel und Gutshöfe in Frommenhausen. Rott. Post v. 24.12.1949 (Beitragsfolge Nr. 8).
Erstnennungen:
Ortsname 1258 (WUB 6, S. 474), Kapelle 1399 (WAI Rott. S. 93), Patronin Maria 1428 (REC 9197),
Bau der Kirche 1770 (OAB Rott. 2/2, S. 168), Gründung der Pfarrei 1819 (ebenda).


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Ausführliche Informationen zur Ortsgeschichte
1258 | 1332 | 1828 | 1900 | 1910 | 1972 | 2008 | Heimatlied